Multiresistente Keime: Die Gefahr aus der Waschmaschine

Multiresistente Keime: Die Gefahr aus der Waschmaschine

Multiresistente Keime lassen sich von Antibiotika kaum noch beeindrucken. Besonders für Menschen mit schwachem Immunsystem stellen sie eine große Gefahr dar. Ihre zunehmende Verbreitung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist besorgniserregend. Jetzt hat man eine mögliche Quelle der Verbreitung gefunden: die Waschmaschine. Wie gefährlich ist das, und wie kann man verhindern, dass die heimische Waschmaschine zur Keimschleuder wird?

Was bedeutet Multiresistenz?

Multiresistenz bedeutet, dass ein Bakterium gegenüber mehreren Antibiotika resistent geworden ist. Am bekanntesten ist der Methocillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), aber auch andere Keime lassen sich kaum noch unter Kontrolle bringen. Dazu zählen auch extended-spectrum betalactamase (ESBL)-Keime.

Betalaktamase ist ein Enzym, das die Ringsysteme Penicillin-ähnlicher Antibiotika aufspaltet und unwirksam macht. Solche Schutzmechanismen sind auf Plasmiden kodiert, kleinen DNA-Ringen außerhalb des Bakterienchromosoms. Besonders heimtückisch: Diese DNA werden über Artgrenzen hinweg an nicht verwandte Stämme weitergegeben, die damit ebenfalls resistent werden.

Warum sind multiresistente Keime so gefährlich?

Der Wettlauf zwischen Bakterium und Wirt ist so alt wie das Leben: Mal hat die eine Seite die Oberhand, kurze Zeit später wieder die andere. Nicht anders läuft die Sache mit den Antibiotika: Kaum hatte man die ersten Schimmelpilz-Bakterizide im Einsatz, traten die ersten resistenten Keime auf.

Mit den meisten dieser Mikroorganismen wird das Immunsystem eines gesunden Menschen fertig. Anders sieht das aus, wenn sich das Immunsystem wie bei Kindern erst noch ausprägen muss oder wenn es nur eingeschränkt funktioniert. Das ist vor allem bei älteren Menschen der Fall, besonders bei Patienten nach schweren Operationen, Krebstherapie oder Organtransplantationen.

Sind diese von einem multiresistenten Keim betroffen, gibt es kaum noch eine wirksame Antibiose. Selbst das jahrelang als ultima ratio geltende Methocillin hilft vielfach nicht mehr - siehe MRSA.

Multiresistente Keime sind weit verbreitet

Wissenschaftler der Universität Jena haben herausgefunden, dass bereits jeder Achte bei der Aufnahme in ihr Krankenhaus ESBL im Darm hatte. Noch schlimmer war die Situation in Pflegeheimen: Hier trug fast ein Viertel der Patienten die Keime mit sich.

Woher kommen die multiresistenten Keime?

Dieser Frage gingen Forscher in einer Bonner Kinderklinik nach. Dort waren mehrere Fälle von Infektionen mit dem ESBL-Keim Klebsiella oxytoca bei Neugeborenen aufgetreten. Das Bakterium befällt Magen-Darm-Trakt und Atemwege und kann schlimmstenfalls tödliche Blutvergiftungen auslösen.

Die Wissenschaftler staunten nicht schlecht, als sie bei einer Waschmaschine fündig wurden. Dort hatten sich die unliebsamen Untermieter im Spülfach und im Türgummi festgesetzt, von wo aus sie für die unerklärlichen Infektionen sorgten.

Was kann ich gegen multiresistente Keime in meiner Waschmaschine tun?

Es ist nicht auszuschließen, dass sich multiresistente Keime auch in Ihrer Waschmaschine tummeln. Eigentlich kein Wunder - erst Temperaturen über 60 °C töten Bakterien zuverlässig ab. Daher sollten Sie ab und zu vom Hygienewaschgang Gebrauch machen, auch wenn die modernen Waschmittel bereits bei 30 °C und 40 °C gute Waschergebnisse erzielen.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auch in regelmäßigen Abständen eine klassische Kochwäsche laufen lassen. Eine gute Gelegenheit ist die Entkalkung der Maschine, für die Sie keine Wäsche, aber einige Löffel Zitronensäure in die Waschtrommel geben. Ein Kochwaschgang beseitigt nicht nur die lästigen Verkalkungen infolge hoher Wasserhärte des Leitungswassers, sondern auch die Bakterien, egal ob diese resistent sind oder nicht. Das Spülfach sollten Sie regelmäßig mit heißem Wasser gründlich reinigen.

Ob Sie bei jeder Wäsche einen Hygienespüler verwenden wollen, müssen Sie selbst entscheiden - besonders gut für die Umwelt sind die darin enthaltenen Substanzen nicht. Bei Kleinkindern und pflegebedürftigen Senioren im Haushalt sollten Sie trotzdem davon Gebrauch machen.

Dass die Keime aus dem Wasserhahn kommen ist eher unwahrscheinlich - sie geraten mit der Wäsche in die Maschine. Leitungswasser wird so streng auf Bakterien kontrolliert, dass man es sogar ohne Abkochen für die Zubereitung von Babynahrung verwenden kann. Eine Ausnahme machen Bakterien aus der Hausinstallation, wie Legionellen in Anlagen für die Warmwasserbereitung. Bei entsprechendem Verdacht sollten Sie Ihr Leitungswasser testen oder testen lassen.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

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