Gutes Trinkwassers ist klar, sauber, geschmacklich einwandfrei und macht nicht krank. Um letzteres zu gewährleisten, sieht die Trinkwasserverordnung neben der Kontrolle von Schadstoffen die Überwachung der Keimbelastung vor. Wir erklären Ihnen, welche Keime in der Diagnostik eine besondere Rolle spielen.
Früher war Bier gesünder als Wasser
„Wasser schadet der Gesundheit“. Was heute als scherzhafter Trinkspruch gedacht ist, war vor kaum mehr als hundert Jahren bittere Realität. Bier sorgte mit seinem Alkoholgehalt für ein Absterben darin enthaltener Keime. Dementsprechend diente Dünnbier mit geringem Alkoholgehalt als Standardgetränk für Männer, Frauen und Kinder.
Aus frischen, klar sprudelnden Quellen konnte man ebenfalls bedenkenlos Wasser trinken, aber viele Oberflächenwasser waren mit Fäkalien belastet. Kein Wunder, denn eine funktionierende Kanalisation war nicht einmal in Großstädten vorhanden, wo sich Epidemien häufig über das Trinkwasser verbreiteten.
Die letzten großen Ausbrüche der Cholera
Eine der gefürchtetsten mit dem Wasser übertragenen Infektionskrankheiten war die Cholera. Akute Bauchschmerzen und Brechdurchfall führen durch erheblichen Verlust von Wasser und Elektrolyten zur Austrocknung des Körpers. Als Folge treten Verwirrtheit, Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörungen bis hin zu Schock und Kreislaufkollaps auf. Unbehandelt sterben rund dreiviertel der Patienten, nachdem sie über ihre Fäkalien die Krankheitserreger weitergegeben haben.
1854 verfolgte der britische Chirurg John Snow den Ausbruch der Cholera im Londoner Stadtteil Soho in detektivischer Kleinarbeit bis zu einer Wasserpumpe in der Broad Street zurück. Als Krankheitserreger machte Robert Koch 1884 das Bakterium Vibrio cholerae aus. Die letzte große deutsche Choleraepidemie brach 1892 in Hamburg aus. Dort hatte man trotz Warnungen im heißen Sommer Wasser zur Trinkwassergewinnung ohne Reinigung direkt aus der verschmutzten Elbe entnommen. Im benachbarten, damals preußischen Altona verwendete man Wasser aus einer Sandfiltrationsanlage.
8.605 Tote und 16.956 Erkrankte auf Hamburger gegenüber keinen auf Altonaer Seite sorgten dafür, dass die Stadtverwaltung die Wohnverhältnisse verbessern, ein Filtrierwerk und eine Müllverbrennungsanlage errichten und die Kanalisation ausbauen ließ.
Welche Bakterien im Trinkwasser werden untersucht?
Heutzutage muss man niemanden mehr überzeugen, dass Bakterien im Trinkwasser nichts zu suchen haben. Die Trinkwasserverordnung sieht die Überwachung folgender Organismen vor:
- Escherischia coli (E. coli) und ähnliche (coliforme) Bakterien sowie Enterokokken, die im Darm vorkommen;
- Pseudomonas aeruginosa, ein häufiger Erreger von Harnwegsinfekten, Lungenentzündungen und eitrigen Hautinfektionen; zu erfassen bei Wasser, das in verschließbaren Behältnissen abgegeben wird;
- Clostridium perfringens (einschließlich Sporen), ein verbreiteter Darmbewohner, der Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen kann; in Grundwasser nicht auftretend, daher nur zu untersuchen, wenn das Rohwasser ganz oder teilweise aus Oberflächenwasser stammt
- Legionella spec., ein Bakterium, das sich in warmem und wenig fließendem Wasser schnell vermehrt und durch Aerosole eingeatmet schwere Lungenentzündungen hervorruft.
Diese Keime spielen nur zum Teil eine Rolle als Krankheitserreger. E. coli beispielsweise ist ein völlig harmloser Darmbewohner und führt nichts Böses im Schilde. Das Bakterium ist jedoch besonders leicht nachweisbar, sodass man sein Auftreten in einer Wasserprobe als Indiz für eine Verunreinigung mit Fäkalien verwendet. Findet man einen solchen Indikatorkeim, können auch Krankheitserreger ins Wasser gelangt sein, die wesentlich schwieriger nachzuweisen sind.
Quellen, Links und weiterführende Literatur
- Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz:
- Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung).